Dienstag, 5. Juni 2012

Tage, die besonders sind...

Familienzuwachs.

Es ist noch dunkel draussen, wenn mein Mann unseren vierbeinigen, freilaufenden Kostgänger, einen Scheidungs-Waisenkater aus der Nachbarschaft füttert. Das war an diesem Morgen erledigt, wir tranken Kaffee in der Küche.

Später dann, es dämmerte schon ganz leicht der Morgen, bevor er starten musste zur Arbeit, sah mein Mann noch einmal nach - auch wie immer - ob der Kostgänger leergegessen hatte. Hatte er, aber da gab es im Dämmerlicht noch eine flüchtige Bewegung und ein leises Maunzen. Vorsichtig öffnete mein Mann die Türe hinaus, doch da flitzte etwas ganz rasch davon.

Am nächsten Morgen, als das Futter draussen war, blieb der Kostgänger aus. Nach einer Weile klapperte aber das Schüsselchen...
Rasch nachsehen, und da war wieder dieses flüchtige, graue Etwas, wieselflink und klein...
Am dritten Morgen rannte nichts mehr schnell weg, und es zeigte sich, dass es eine kleine Katze war. So winzig noch, gerade mal höchstens 5 Wochen alt.
Wie war sie hierher gekommen?
Wie hatte dieses kleine Wesen es geschafft, die steile Treppe herabzukommen?
Oder den steilen Hang herauf, und auch da eine steile Treppe...

Hatte sie jemand ausgesetzt auf unserer Vorplatz-Terrasse?
Oder hatte sich das kleine Tier doch selber hergekämpft, weil es entdeckt hatte, dass es hier Futter gab? Vor allem zerdrücktes Futter...
Die kleine Katze liess sich lange nicht mehr sehen - nur am Morgen. Wo war sie sonst, und in der Nacht? Es regnete, aber sonderlich nass war sie nicht, wenn sie am Morgen kam. Wo verbarg sie sich? Ängstlich war sie ja noch.
Geduld war angesagt.

Freches Gesichtlein, und forsches Flitzen, das konnte sie rasch. Vor allem fürchtete sie die grossen Füsse der grossen Menschen...
Trotzdem redete mein Mann mit ihr, egal ob sie stehenblieb, oder erst mal flüchtete, und sich zwischen den Büscheln hinter dem Zaun beim Nachbarn versteckte.





Dann hatte ich das Glück, dass sie draussen sitzen blieb. Also, sah ich sie auch. Blanke lebhafte, kleine Äuglein. „Bist Du vom Himmel auf meine Terrasse gefallen? Wie ein kleines lebendiges Wunder?“ Eine Antwort, die ich verstanden hätte, konnte sie mir ja nicht geben.  Sie ist vielleicht für andere Leute nichts Besonderes, einfach nur eine kleine graue Katze zuviel...
Wie konnte man nur so ein kleines, zauberhaftes Kätzchen verstossen?

Und dann kamen die kalten Nächte. Zitternd stand sie morgens an ihrem Fressnapf. „Wir müssen sie herein nehmen“, sagte mein Mann. Was würden unsere beiden schon hier heimischen Katzen dazu sagen? Würde es gut gehen?
Ich ging am nächsten Morgen hinaus. Es war zwar kühl, aber es regnete gerade nicht. Das erste Morgenlicht legte sich allmählich wie ein sachter Saum am Waldrand ab, und einzelne Lichtstreifen versuchten sich Bahn zu brechen.
Es war einer jener Morgen, an denen man sich nach dem Aufstehen noch so wunderbar sauber und unschuldig fühlt - wie frisch in die Welt gefallen. Fast wie ein Engel... Und die kleine Katze blieb vor mir sitzen, und sah vor sich hin, und dann mich an. Als wollte sie sagen: „Auch wenn ich nur grau bin, schau, wie vollkommen und schön ich bin.“





Ja ein Engel würde ich wieder einmal sein müssen, für eine weitere verstossene Katze. Was war es wohl? Ein Mädchen, oder ein Junge?

Am nächsten Morgen sollte sie zu uns herein. Es kam anders, denn es regnete wieder, und war recht kalt. Am späten Nachmittag, als mein Mann wieder zu Hause war, tauchte sie auf. Und nun sahen wir auch, wo sie „hauste". Hinten unter der Treppe war eine Art Höhle, ein Verschlag, in dem allerlei Blumentöpfe und anderes Zeug aufgeräumt war. Da hatte sie sich verborgen vor den Leuten und vor dem Regen.
Nur gegen die Kälte half es nicht so gut, und sie war ja noch so klein.

Zitternd tauchte sie auf, ass erst noch mal draussen, und blieb dann stehen. Als wir vorsichtig die Türe ganz weit aufmachten, sah sie erst verdutzt auf, dann stürmte sie geradezu herein. Im Stuhl am Flurschrank lag unsere weibliche Katze. Sie fauchte und knurrte sofort, und war nicht begeistert. Unser Kater kam etwas vorsichtig und langsam dazu. Mein Mann hob die neue Katze erst mal auf, und guckte mal nach: Ein Mädchen.

Leonie, das hatten wir schon besprochen. Wenn es ein Junge gewesen wäre, dann eben Leo. Was hatte unsere Katze gegen ein weiteres Mädchen?...
Der Kater war erst auch nicht begeistert, aber er war nicht aggressiv, nur ein wenig mürrisch. Die kleine Katze merkte die Ablehnung, und schlug nach dem Kater. Der schlug erst mal zurück, aber vorsichtig. Die Keilereien mit der grossen Katze sind da schon anders...
Nun, also so allmählich verguckte sich der Kater in das kleine, quirlige Wesen, und sie tobten durch die Wohnung. Um die maulende und brummende grosse Katze scherten sie sich nicht mehr.

Das Tabu, abends nicht in mein Zimmer, wenn ich noch meine Ruhe will - ausser sie legen sich hin - haben sie sich gehalten, auch die neue Katze. Der Kater scheuchte sie hinaus. Nun steht dann erst mal Tierarzt an, und dann sehen wir weiter.
Ich hoffe, unsere Grosse akzeptiert die kleine Leonie auch noch.

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